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Ich zahle nicht für Eskalation und Gewalt !

In Staatsgewalt on Juli 9, 2014 at 6:51 am

Im Netz verbreitet sich zur Zeit ein Video, das für viel Aufsehen sorgt. In diesem Video ist dokumentiert, wie Polizist*innen am 5. Juli einen Demonstranten minutenlang maltretieren, anstatt ihn angemessen festzusetzen und abzuführen. Die Polizei reagierte auf dieses Video mit der Meldung, dass es geschnitten sei und darum die Realität nicht ausreichend abbilden könne. Auch unter zahlreichen Artikeln im Netz kommt es zu wilden Diskussionen. Dass dieses Video aber allerdings einige Bewesie bereithält, soll diese Auswertung zeigen.


Minute 00:41 Der Polizist mit der Nummer 31736 schlägt den Überwältigten mit der Faust in die Seite.

 

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Minute 01:05 drei Männer halten den Mann. Ruhe scheint einzukehren. Er kniet, sie haben ihn überwältigt. Mit einem Ruck zieht nun ein anderer Polizist an seinen Beinen. Die Knie werden massiv über den Boden geschliffen. Diese Szene ist absolut nicht notwendig und führt zu …

 

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… Minute 1:08, in welcher der Beamte versucht, das Bein des Opfers um einen Stahlpfeiler zu wickeln!

In diesem Moment sieht man auch, dass die Reaktionen der Umstehenden verständlicherweise aufkochen. Menschen mischen sich couragiert ein. Die Menschen, die an dieser Stelle einschreiten, sind diejenigen, die im Polizeibericht als Aggressoren beschrieben werden. Tatsächlich tun sie in diesem Moment aber ihre Pflicht und mahnen die Polizist*innen, sich wieder einwandfrei zu verhalten. Übrigens erfordert es eine Menge Mut, sich bewaffneten und aggressiv handelnden Menschen entgegenzustellen.

Minute 1:46 Der Mann wehrt sich nicht mehr. Als er seinen Kopf ein Stück anhebt, weil er in einer sehr ungemütlichen Haltung verharren muss, setzt sich ein Polizist mit seinen Knien in den Nacken des Opfers.

 

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Minute 2:11 Ein Polizist drückt grundlos die Beine des Opfers wieder gegen den Stahlpfeiler. Dabei wirkt er schon fast gelangweilt. Ein Grund für dieses Handeln ist nicht auszumachen.

 

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Ab Minute 2:25 achten die meisten auf das Fahrrad, das auf einen der Polizisten geworfen wird. Laut Polizeibericht soll dieser vom Fahrrad getroffene Polizist nun unter einer Gehirnerschütterung leiden. Die Bilder wirken nicht so, als könne die Heftigkeit des Aufpralls erntshafte Verletzungen verursacht haben. Vielleicht war es dennoch so. Viel interessanter ist allerdings unten rechts im Video ein Mann, der versucht, dem Opfer beiszustehen. Dieser Mann hält ein Fahhrad in seiner rechten Hand und wirkt eindeutig wie ein Passant. Wieder sehen wir keine aggressive Einmischung Seitens der beteiligten Bürger*innen, sondern den Willen, zu mindern, was diese Polizisten eskaliert haben.

 

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In Minute 2:48 ist sehr gut zu sehen, wie sich Bürger*innen in das Geschehen einmischen. Sie wirken wie Spaziergänger*innen. Sie scheinen jedenfalls nicht in eine Demonstration involviert zu sein. Es sind keine sog. Aggressoren und auch keine Krawallmacher*innen, sondern durchschnittliche Erwachsene, die hier der Polizei versuchen ins Gewissen zu reden.

 

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In Minute 2:53 sprüht die beteigte Polizistin aus nicht einmal 1m Entfernung Tränengas in die Augen der Begleiterin des Mannes, der auf dem Boden liegt und sie trifft ebenfalls einen Fahrradfahrer, der zufällig in die Szene geraten zu sein scheint, weil die Polizisten das Opfer an dessen Fahrrad geschubst hatten während des Gemenges. Auch er scheint kein Demonstrant oder ähnliches zu sein, sondern eine zufällig ivolvierte Person. Dieser Moment ist schwierig zu erkennen, aber man kann es gut an den Reaktionen der Getroffenen erkennen. Die Frau geht zu Boden und reibt sich die Augen, der Fahrradfahrer hält schützend die Hände vor sein Gesicht und flieht.

 

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Bei Minute 3:04 muss man sich fragen, wieso der Überwältigte immer noch nicht in Handschellen ist. Geschnitten oder nicht. Das zuvor dort gestandene Fahhrad ist weg und wir sind bereits Zeuge von minutenlanger Traktion geworden. Faktisch müsste dieser Mensch ja längst in Handschellen sein. Ist er aber nicht und die Polizisten knien weiter auf ihm herum und drücken ihn zu Boden. Wieso ist er an dieser Stelle nicht längst abgeführt?

 

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Minute 3:13 ein heftiger Tritt mit dem Knie in die Nierengegend des Opfers.

Minute 3:16 Nummer 31736 schlägt den am Boden liegenden mit seinem Schlagstock in die Hoden.

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Am Ende des Videos sehen wir Hundertschaften, die die aufgebrachten Bürger*innen auseinanderbringen sollen. Zur Erinnerung. Weil eine einzige Person seinen Ausweis nicht vorzeigte, erscheinen Hundertschaften bezahlter Einsatztruppen. Und das ist es, was man absolute Unverhältnismäßigkeit nennt. Dieser Einsatz wurde von unserem Geld bezahlt. Wir alle haben Unmengen an Einsatzkräften bezahlt, weil eine Handvoll Polizist*innen nicht in der Lage war, eine Ausweiskontrolle durchzuführen. Es ist beschämend, es ist Verschwendung von Steuergeldern und es ist nicht das, was irgendjemand von uns unter Bürger*innenschutz verstehen sollte. Die Polzei hat bei diesem Einsatz einige Fehler gemacht. Das ist klar erkennbar und eindeutig nicht zu tolerieren. Ich werde einen Strafantrag stellen gegen Polizist 31736. Bei der Onlinewache der Berliner Polizei. Fühlt Euch frei, dies auch zu tun.

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Text von Meike Büttner

 

Mehr Betroffene als Betroffenheit – „Häusliche Gewalt“

In Gewalt in Kommunikation, Netzschau on Januar 29, 2014 at 10:38 am

Ich habe häusliche Gewalt erlebt und darüber nicht viele Worte verloren. So wie die meisten. Vor ein paar Tagen habe ich verstanden, warum das so ist und begriffen, dass diese Gewalt viel mehr Menschen widerfährt als uns bewusst ist. Denn die Gewalt beginnt längst vor den Schlägen und betroffen sind sogar sehr viele, die das gar nicht wissen. Ein Versuch der Analyse von häuslicher Gewalt aus der Perspektive einer Betroffenen.

„DU?“

Das ist meist die erste ungläubige Reaktion, die ich zu hören bekomme, wenn ich es erwähne. Eine Frau wie ich, die sich zu wehren weiß, die für sich einsteht, die doch offenbar über Selbstbewusstsein verfügt, hat sich so etwas gefallen lassen? Ja, das habe ich. Ich wurde von einem Expartner seelisch und körperlich gequält und habe das nicht nur lange Zeit über mich ergehen lassen, sondern auch noch mit unendlicher Liebe darauf geantwortet. Weil Selbstbewusstsein oder Courage völlig unerhelich sind in einem Fall von Gewalt in der Partnerschaft. Dass wir alle davon ausgehen, dass so etwas bestimmten Menschen einfach gar nicht passieren kann, ist nur ein Ausdruck unseres Unverständnisses von dieser Form der Gewalt. Tatsächlich ist es ganz anders. Ich kenne viele intelligente selbstbewusste Frauen und vielen von ihnen widerfährt diese Gewalt, ohne dass sie es mitbekommen. Und ohne dass sie es mitbekommen, verteidigen sie es ebenso wie ich es tat. Weil alltägliche Gewalt gar nicht so auffällig ist wie wir uns das immer wünschen. Sie passiert so heimlich und schleicht sich so langsam ein, dass kaum einer sie bemerkt. Bis es längst zu spät ist.

„Er will mir nicht wehtun.“

Das ist es, was ich mir und anderen gesagt habe. Und das habe ich auch gedacht. Jahre nach der Beziehung habe ich mir diesen Gedanken abgewöhnt, aber vorgestern habe ich mich erneut davon überzeugt, dass er mir nie wehtun wollte. Dieser Fakt mindert die Tat in meinen Augen um keinen noch so kleinen Deut. Aber es ist wichtig darauf einzugehen, um das Bild geradezurücken, das unsere Gesellschaft sich vom prügelnden jähzornigen Ehemann ausgedacht hat, um sich möglichst weit entfernt von ihm zu wissen. Häusliche Gewalt sieht nicht aus wie die Plakatkampagnen gegen sie, auf denen ein „böser Mann“ eine „arme Frau“ schlägt. Sie sieht auch nicht so aus wie bei RTL in Dokusoaps oder Serien.

„Ich könnte dich …“

Diesen Satz hat er oft gebraucht, wenn er wütend war. Mit zusammengebissenen Zähnen, einem Körper voller Muskelkrämpfe und funkelnden Augen. In Worten tat er es nicht wirklich. Es waren Konjunktive und Andeutungen und es ging immer um Kontrolle. Was könnte er? Er zeigte es mir regelmäßig. Es gab die Momente, in denen hätte er gekonnt. Er demonstrierte immer häufiger seine körperliche Kraft und welche Möglichketen sie ihm bot.

Er hätte mich erwürgen können, er hätte mich gefesselt verhungern lassen können, er hätte mich mit dem Brotmesser erstechen können, er hätte mich jetzt fast geschlagen.

Wirkliche Schläge kamen erst ganz zum Schluss. Zunächst drängte er mich nur weg und beendete Gespräche durch Flucht, irgendwann ergriff er im Streit meine Arme und drückte sie so, dass ich blaue Flecken an den Handgelenken davontrug. Im nächsten Streit schubste er mich. Er ging immer einen Schritt weiter. In jeder Auseinandersetzung überschritt er langsam alle Grenzen. Bis ich irgendwann nackt und frierend im Treppenhaus stand, weil er mich buchstäblich vor die Tür gesetzt hatte, und er nur durch einen Nachbarn zur Vernunft gebracht werden konnte. Bis ich irgendwann wirklich von ihm gewürgt wurde. Bis er mich schlug. Bis es eben irgendwann gar keine Grenzen mehr gab und alles ihm zu gehören schien. Mit Ausnahme von dem, was er unbedingt erlangen wollte durch diese Taten: Kontrolle.

„Ich habe alles im Griff!“

, hat er oft gesagt und ich verklärte ihn dafür als niedlich. Weil ich sah, wie ihm ständig alles aus den Händen glitt und wie sehr diese Behauptung über sich selbst in Wahrheit nur seinen größten Wunsch offenbarte. M. wollte unbedingt alles im Griff haben, weil ihm immer alles entglitt. Und er tat mir sehr leid deswegen. Selbstverständlich lag das an seinem Unvermögen, einige Fragen in seinem Leben endlich zu klären, aber ich erklärte mir immer nur alles mit seiner Vergangenheit, die mich sehr berührte. Der Mann war inzwischen über vierzig Jahre alt, aber ich bemitleidete noch immer den 15jährigen M., dem so furchtbares widerfahren war. Denn das war der Mann, den ich kennengelernt hatte. Den verletzenden M. kannte ich lange Zeit gar nicht. Ich habe einen Mann kennengelernt, der sehr sensibel ist und der mir immer ein wenig schutzbedürftig erschien. Bei einer unserer ersten Verabredungen erzählte er mir von seinem Vater und brachte damit uns beide zum Weinen.

„Ich bin gar nicht tot. Ich war nur im Knast.“

Ungefähr das ist es, was M. im Alter von 15 Jahren zu hören verstand. Er war lange Zeit aufgewachsen mit einer alleinerziehenden Mutter und seiner Oma, einen Vater gab es nicht. Tot sei der, hatte man ihm immer gesagt und M. hatte damit eben gelebt wie man mit diesen Dingen lebt. Verletzlich, verunsichert und ausgestattet mit einer dauerhaften Identitätskrise. Bis er 15 Jahre alt war und plötzlich sein lebendiger Vater in sein Leben trat. Keine Leiche, sondern ein Betrüger, der lange Zeit im Gefängnis gesessen hatte. Er wolle M. kennenlernen, sagt er und M. bekam einen kleinen Höhenflug. Sein Vater lud ihn zu Ausflügen ein und M. genoss jede Sekunde mit seinem Vater. Viele Sekunden waren ihm jedoch leider nicht vergönnt. Denn bereits ein halbes Jahr später, tötete der Vater sich selbst und seine Partnerin.

„Er tut mir so leid“

, habe ich immer wieder gedacht. Er hat wirklich immer ganz schön viel Mist gebaut. Er belog fast täglich Menschen aus Gründen seiner Unzuverlässigkeit, er erfand ganze Anekdoten, um Alibis für dies und jenes zu entwickeln und verstrickte sich oft so sehr in seinen selbst ausgedachten Geschichten, dass er sie am Ende immer häufiger selbst glaubte. Aber ich ging lange Zeit nicht davon aus, dass er auch mit mir so umging. Dass er schlicht mit sich selbst und allen so umging. Das war eben sein Umgang mit den Dingen. Aber dafür war ich lange Zeit blind. Oder ich sah großzügig darüber weg. Für mich war er vor allem ein hoch empfindsamer Mensch, der seinen künstlerischen Beruf mit Hingabe ausübte. Ich liebte seine Leidenschaft und seine Verletzbarkeit. Er schien mir darin nah zu sein. Das war er nicht. Er war es nie. Aber er hat eben auch mich getäuscht und darum durfte es auch so weit kommen. Ich habe es gar nicht bemerkt, bis es zu spät war.

„Ich liebe es, wie du über mich schreibst“,

hat er auch gesagt. Und er ging sogar noch weiter. Denn wenn ihm nicht gefiel was ich schrieb, verlangte er, dass ich es ändern müsse. Und ich tat das sogar. Denn ich wollte ihm doch gerecht werden. Wer möchte schon ein Lied über sich selbst hören, dass einem selbst nicht entspricht. Also schrieb ich hin und wieder Sachen anders. Am Ende schrieb ich das hier:

Dieses Lied gefiel ihm. Vor allem gefiel es ihm, dass ich auch noch nach unserem Ende diese Lieder schrieb. Es gefiel ihm, so geliebt und verehrt zu werden. Und auch hier ging es immer unter Kontrolle. Er wollte für das geliebt werden, was er über sich dachte. Er wollte auch das unter Kontrolle haben. Er wollte nicht irgendwie geliebt werden, sondern so wie er es zu verdienen glaubt. Und was immer er auch tat, er folgte immer blind dem Plan, alles irgendwie unter seine Gewalt zu bringen, wie man so richtig sagt.

„Er liebt, wie ich über ihn schreibe.“

, hat eine Freundin vorgestern zu mir gesagt und nach unserem Telefonat habe ich minutenlang gezittert. Diese Freundin liebt auch besagtes Lied von mir und ist seit über einem halben Jahr verliebt in einen Mann, der Gewalt an ihr übt. Aber weil sie im Gegensatz zu der schleichenden und kaum bemerkbar anwachsenden Gewalt, die ich erlebt habe, noch viel unaffälliger ist, ist sie noch viel schwieriger festzumachen. Meiner Freundin widerfährt Gewalt und sie weiß es nicht einmal und er liebt es, wie sie über ihn schreibt. Und sie schreibt über ihn und schreibt und schreibt und schreibt und liebt.

„Das ist keine Liebe, sondern es ist ein Manifest der alltäglichen strukturellen Gewalt unserer Gesellschaft!“

, sage ich heute. Weil es nicht erst Gewalt ist, wenn einer der Beteiligten zuschlägt, würgt oder fesselt. Gewalt ist die alltägliche Entfesslung unserer bewussten und unbewussten Emotionen. Sie ist immer irgendwie da. Und sobald ihr eine Tür geöffnet wird, macht sie sich immer breiter. Gewalt wächst an und nimmt sich immer mehr von dem Feld, das ihr zur Verfügung steht. Dabei folgt sie oft einem Kontrollprinzip. Sie folgt immer dem Wunsch nach Kontrolle bzw. Macht.  Menschliche Beziehungen sind nicht kontrollierbar, weil sie aus Interaktionen bestehen. Keiner der beteiligten Beziehungspartner kann jemals Kontrolle über eine Beziehung erlangen. Ist dieser Wunsch jedoch spürbar in einer Person, so wird dieser Wunsch zwangsläufig zu Gewalt führen. In Worten oder Taten. Augenfällig ungerecht oder heimlich still und leise.

„Er/Sie kann sich eine Beziehung nicht vorstellen“,

ist übrigens ein klares Indiz für eine solche Form der Gewalt, wenn es mit dem gleichzeitigen Unterhalten einer sexuellen Affäre einhergeht. Niemand muss eine monogame Beziehung leben, aber wer das nicht möchte, findet für dieses Lebenskonzept überall Mitmenschen, die das ebenso leben möchten. In dem Moment, in dem eine der beteiligten Personen allerdings eine monogame Beziehung zu der anderen Person wünscht, gilt jegliche faire Beziehung damit als beendet. Die Person, die sich trotz fehlendem Interesse weiterhin mit der Affäre befasst, errichtet damit ein Machtgefüge. Emotionale Abhängigkeit entsteht nur in eine Richtung. Der/die Partner*in muss bangen, ob der/die Andere sie verletzen wird und wird Schwierigkeiten haben, sich dennoch zu lösen.

„Ein Mensch, der sich selbst liebt, würde sich dick einpacken, seine Wunden lecken und sich nie wieder bei so einem Brandstifter melden“

, sage ich ab jetzt immer zu allen meinen Mitmenschen, die mir solche Dinge berichten.

Weil vielleicht.
Vielleicht wird die physische Gewalt nie zum Vorschein kommen.
Vielleicht verdienen die Brandtsifter ganz viel Liebe.
Vielleicht meinen sie es nicht so.
Vielleicht wird alles anders, wenn …

„Vielleicht“

höre ich oft, wenn mir Menschen von ihren Beziehungen berichten. Ewig schmerzende Unsicherheit. Ich habe früher häufig „vielleicht“ gesagt. Und jedes „vielleicht“ gab der Gewalt noch ein bisschen mehr Platz.

Text von Meike Büttner

Stigma & Staatenlosigkeit – von der Angst vor den Roma

In Meinung, Staatsgewalt on Oktober 28, 2013 at 10:47 am

Sinti & Roma sehen sich derzeit einer massiven Verfolgung ausgesetzt. Europaweit rücken in den letzten Wochen Nachrichten über das Volk in die Medien. Meist ist sie negativ konnotiert. Letzte Woche fand die Berichterstattung ihren Höhepunkt. In unterschiedlichen Ländern wurden Kinder aus Roma-Lagern geholt. Der Vorwurf war, dass diese Kinder keine Roma sein könnten, da sie anders aussahen.
Inzwischen ist in zwei von drei Fällen durch einen DNA-Test bewiesen, dass das Kind von seinen leiblichen Eltern weggeholt wurde.
Noch einmal: ein Kind wird durch die Polizei von seinen Eltern getrennt, weil das Aussehen vermuten lässt, dass es nicht von ihnen sein könnte. Erst nach DNA-Untersuchung wird das Kind zurückgegeben. Das ist eine ausgewachsene Form des Rassismus und der Diskriminierung, die mich an die Verfolgung der Juden im Dritten Reich erinnert. Wie kann es so weit kommen?
Keine andere Gruppe sieht sich einer derart starken Stigmatisierung in Europa ausgesetzt. Warum ist das so? Ein Vorurteil lautet, dass Roma kriminell sind.  Ich würde hier die Frage stellen, ob das nicht normal ist, wenn in einigen Bundesländern Roma-Kinder nicht einmal das Recht haben eine Schule zu besuchen? In Deutschland leben 120000 Roma, von denen 50000 ohne Staatsbürgerschaft sind und demnach kein Recht auf Arbeit haben. Verwundert das wirklich, dass es dann zu kriminellen Verhalten kommt?
Aber ich vermute, dass noch etwas anderes mit hineinspielt. Die Roma sind ein fahrendes Volk, dass kein eigenes Land hat.
Eine Nation ohne Boden. Ihre reine Existenz ist eine Bedrohung für das Konzept der Staaten in denen wir mit den Roma leben. Wahrscheinlich sieht es ein Großteil der Menschen einfach als gegeben an, dass man Teil eines Volkes ist, das in einem bestimmten Land lebt.
Ein Volk ohne festes Land, ohne festen geographischen Raum, dem ja keine übergeordnet wichtige Rolle beigemessen wird, bedeutet, dass automatisch die Frage im Raum steht, ob die Art & Weise wie wir leben überhaupt richtig ist.
In einer Zeit in denen fast alle europäischen Länder mit Finanzkrisen zu kämpfen haben, die auf dem Rücken des Volkes ausgetragen werden entsteht eine Wut. Viele Bewegungen fordern eine Ende der internationalen Politik die Finanzmärkte über Menschen und deren Wohlergehen stellt. Der Aufkommende Rechtspopulismus ist eine Reaktion auf diese Situation. Komplexitätsreduzierung: Wir wollen wieder so leben wie früher, vor der Globalisierung und weniger Einwanderung, lauten die beiden Hauptargumente.
Wir können aber nicht mehr zurück. Der Schritt diese ungerechte Politik, nicht nur innerhalb der EU, zu überwinden ist mit ganz großer Unsicherheit verbunden, da ein großes Nichts vor uns liegt. Auf wen sollen wir uns den verlassen, wenn nicht auf unsere Demokratien? Das macht Angst. Diese Angst der Menschen wir inzwischen genutzt und in eine Richtung gelenkt. Z.B. in die der Roma. Anders kann ich mir das Entreissen der Kindern von ihren Eltern nicht erklären.

 

Ein Text von Can Gezer

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