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Unworte

In Lexikon der Gewaltsätze on September 24, 2012 at 2:39 pm

Das Lexikon der Gewaltsätze wird ständig aktualisiert und ist auf Interaktion angewiesen. Jeder kann Sätze für das Lexikon einreichen, die uns im Alltag begegnen und die darauf abzielen, einen Menschen zu diskriminieren. Alle Anfeindungen und Ideen bitte an gewalltag@web.de.

Luxusprobleme

Ein Problem ist ein Problem ist ein Problem ist ein Problem … Wer ein Problem hat, fühlt dessen Konsequenzen. Man fühlt sich schlecht, unvollkommen, nicht richtig, unwohl, einfach falsch. Es gibt größere und kleinere Probleme, sie miteinander zu vergleichen, ist aber grundsätzlich ein Fehler. Man darf Menschen genau so wenig kategorisieren wie ihre Probleme. Ein Problem wird weder durch die Anwesenheit größerer Probleme zu einem kleineren Problem, noch wird es dadurch weniger schwer tragbar für die betreffende Person. Jedes Leid ist zunächst einmal ernst zu nehmen. Ein Luxusproblem gibt es nicht. Es gibt höchstens Probleme, die sich lechter lösen lassen als andere.

Man wird ja wohl mal sagen dürfen …

– Ein Satz, der so beginnt, endet in der Regel nicht gut. Denn wer ihn ausspricht, der ist meistens über irgendetwas aufgebracht und er will öffentlich ein Urteil fällen. „Man wird ja wohl mal sagen dürfen, dass die Kollegin Schneider immer so lahmarschig kassiert. An ihrer Kasse ist immer eine Schlange.“ „Man wird ja wohl mal sagen dürfen, dass Hartz – IV – Empfänger faul sind.“ „Man wird ja wohl mal sagen dürfen, dass Homosexualität pervers ist.“ Es gibt einen guten Grund, warum der Sprecher seinem Urteil diese Polemik voranschieben muss: Weil er nämlich ganz genau weiß, dass man diese Sachen eben nicht sagen darf.

Hipster

Keiner will einer sein, aber jeder bezeichnet allzugern den anderen als solchen. Eine Klassifizierung, die ich für mich selbst ablehne, kann ich niemals guten Gewissens gegen einen anderen erheben.

Der Gutmensch/ das Gutmenschentum 

Der Gutmensch: “Im Januar 2012 erhielt das Wort als Unwort des Jahres 2011 in Deutschland den 2. Platz. In der Begründung gab die Jury an, mit dem Wort werde „insbesondere in Internet-Foren das ethische Ideal des ‚guten Menschen‘ in hämischer Weise aufgegriffen, um Andersdenkende pauschal und ohne Ansehung ihrer Argumente zu diffamieren und als naiv abzuqualifizieren“ und kritisierte die aus ihrer Sicht 2011 einflussreich gewordene Funktion des Wortes als „Kampfbegriff gegen Andersdenkende“.” (Quelle Wikipedia)
Dieses Wort stellt Gewalt dar. Es soll den Diskussionsgegner verletzen und seine Argumentation schmähen, da diese von einem als naiv/verklärt verurteilten Weltbild ausgeht. Ein Diskutierender der einen anderen Diskussionsgegner als solchen bezeichnet, eröffnet damit eine Kategorie, die ihn verletzen und angreifen soll.

Die Moralkeule

Die Moralkeule folgt dem selben Prinzip wie der Begriff des Gutmenschentums. „Jetzt kommt wieder die Moralkeule/Rassismuskeule/Nazikeule … “ heißt es in der Polemik derer, die damit versuchen die Argumente des anderen als verklärt zu verurteilen. Man erklärt offiziell, dass Moral eine Schwäche wäre. Eine gefährliche Utopie.

soziale Netzwerke  im Zusammenhang mit facebook, xing und Co.

„(…) und dann sehe ich, wie die da kommunizieren und reden und schwallen und wie die da ihren Müll rausschleudern in dieses Netz, in dieses soziale Netzwerk, das begrifflich gestohlen ist aus einer Zeit, in der damit noch das Auffangen gemeint war, das Auffangen von Menschen wie mir, in einer Gesellschaft, in der Menschen wie ich nicht mehr klarkommen und verrecken in den Betten, in denen sie ihren scheiß Laptop öffnen und NICHTS ZU SAGEN HABEN AUßER: HILFE! (…)“
(Die Hauptfigur Ida Schaumann aus Kathrin Weßlings Roman Drüberleben, erschienen 2012 im Goldmannverlag)

„Wer in Deutschland leben will, der muss sich auch anpassen.“

Wo immer man auf diese Parole trifft, verfängt man sich in Widersprüchen. Was genau ist es, woran man sich anzupassen hat in diesem Land? Der Einbürgerungstest (bestehend aus 300 Fragen) kann einen schnell eines besseren belehren, wenn man glaubt, man selbst hätte unter dieser Grundlage das Recht auf die deutsche Staatsbürgerschaft. Wer diesen Satz in den Mund nimmt, geht damit blind davon aus, selbst absolut in diese Gesellschaft integriert  zu sein. Ich als gebildete Deutsche die äusserlich jedem rassentheoretischen Kriterium genügen würde, kann beim Selbsttest im Internet nicht die deutsche Staatsbürgerschaft erlangen. Was also sind diese Gesetze, denen man sich anpassen soll? Was der kulturelle Leitfaden? Was für eine Kultur kann das überhaupt sein, die sich der Fremde vorbehaltslos überstülpen soll? Diese immer wieder erwähnte Anpassung meint in Wahrheit eine Assimilation. In Wahrheit sollte die Welt so grenzenlos sein wie der globalisierte Kapitalismus. Jeder soll überall so leben dürfen, dass es ihn persönlich glücklich macht, wenn er damit nicht in die Freiheit eines anderen eingreift, sein Leben ebenfalls nach dieser Maxime zu gestalten. In Wahrheit sollte das einzige Gesetz, an das alle Menschen – gleich welcher Herkunft oder Ethnie – appellieren, eine auf der Grundlage des Humanismus beruhende Moral sein.

„Die Ordnung und Regelmäßigkeit an den Erscheinungen, die wir Natur nennen, bringen wir selbst hinein, und würden sie auch nicht darin finden können, hätten wir sie nicht, oder die Natur unseres Gemüts ursprünglich hineingelegt.“

– Immanuel Kant: AA IV, 92

Es gibt in Wahrheit keine Gesetze auf die wir uns einigen könnten. Die deutsche Verfassung ist eine temporäre Einrichtung, die nur bis zu dem tage besteht, bis das Volk eine eigene verabschiedet.

Artikel 146 der deutschen Verfassung:

„Dieses Grundgesetz, das nach Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands für das gesamte deutsche Volk gilt, verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist.“

„…nichts!“ 

Wer kennt das nicht? Erst nuschelt sich jemand etwas in den Bart – offenbar eine Beleidigung – auf Nachfragen, was derjenige gesagt habe folgt ein „Nichts.“ Besser wäre es gewesen. Aber erst etwas sagen und dazu dann nicht stehen wollen, ist eine der feigsten Formen von Gewalt.

„Das ist falsch!“

Was Du sagst, was Du denkst, was Du schreibst … das ist FALSCH. Ich bin in der Position das zu beurteilen. Wenn ich über die Richtigkeit einer Meinung urteile, stelle ich einen Wahrheitsanspruch. Wahrheiten gibt es nicht (siehe Ich bin ein Rassist, Absatz 2). Sollte ich nicht zufällig derjenige sein, der das Universum geschaffen hat, halte ich mich mit den Beurteilungen anderer Ideen besser zurück. „Du liegst falsch!“ ist keine Kritik, sondern eine Anmaßung.

Ich bin kein Rassist, aber … 

Das Aber warnt zur Aufmerksamkeit. Na, was kommt jetzt?! Kein Rassist, aber was denn dann? Wie „Man wird jawohl mal sagen dürfen“ impliziert auch dieser Satz das Wissen des Sprechers darüber, wie verkehrt das nach geltenden Werten klingen muss, was er nun zu verkünden hat. Hinzu kommt, dass die wenigsten Menschen wissen, was Rassismus überhaupt ist. Siehe Ich bin ein Rassist

… und woher kommst Du???

Ein Name, dessen Klang uns nicht vertraut ist, eine Hautfarbe, die Struktur der Haare oder oder. Wann immer uns etwas an einem anderen Menschen fremd erscheint, lassen wir uns schnell zu diesen Fragen verlocken: Wo kommst du denn her? Oder: Und was bedeutet dieser Name? Kaum ein Deutscher kennt die Bedeutung seines Namens, verlangt dies aber immer wieder von allen anderen Nationalitäten. Wenn ich den anderen frage, woher er kommt, versuche ich ihn einzuordnen. Sagt mir eine blonde Frau, dass sie Nadine Müller heißt, frage ich sie nicht, ob sie aus Castrop-Rauxel, München oder Saarbrücken kommt. Einen Can oder eine Frau mit dunkler Haut frage ich so etwas, um auf die Unterschiede zwischen uns hinzuweisen. Die wenigsten sind sich dessen bewusst, aber wenn man diese Menschen fragt, sagen sie, dass es sie verletzt und vor allem nervt, immer wieder danach gefragt zu werden.

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